Sonntag, 17. November 2013

Luther über die Ehe

Martin Luther als Junker Joerg, 1522, Lukas Cranach d.Ä.

Gerade lese ich Luthers Frau Katharina von Bora, eine erzählende Biographie von Marianne Wintersteiner. Als nun Frau Wintersteiner meinte, Katharina von Bora wollte den Luther vielleicht auch deshalb heiraten, weil er doch über die Ehe geschrieben habe, und zwar sehr verständig, da wurde ich doch neugierig und griff nach der Schrift Martin Luthers Vom ehelichen Leben aus dem Jahre 1522. Luther ist auch in dieser Schrift nicht gerade zaghaft, aber ich kenne weder weltliches Recht noch kirchliches dieser Zeit gut genug, um das eine oder andere Urteilswort Luthers richtig einschätzen zu können. Außerdem hat mir das lutherische Eheverständnis grundsätzlich zugesagt, weil es viel Demut zeigt und zur Achtung des anderen mahnt. Ich zitiere hier einige Stellen, die an Aktualität nicht verloren haben:
Mir graut und ich predige nicht gern vom ehelichen Leben, deshalb, weil ich befürchte; wo ichs einmal recht anrühre, wirds mir und andern viel zu schaffen geben. Denn der Jammer ist durch das päpstliche verdammte Gesetz so schändlich verwirrt, dazu haben sich durch das nachlässige Regiment des geistlichen wie des weltlichen Schwerts so viel greuliche Mißbräuche und irrige Fälle darin begeben, dass ich nicht gern dreinsehe, noch gern davon höre... Doch die Schöpfungsordnung lehrt uns wie und wozu wir geschaffen worden sind: ... solch gutes Schöpfungswerk will geehrt und als sein göttlich Werk unverachtet (gehalten) haben, dass der Mann das Weibsbild nicht verachte noch verspotte, und umgekehrt (auch) das Weib den Mann nicht, sondern dass ein jeglicher des andern Bild und Leib als ein göttlich gut Werk ehre, das Gott selbst wohlgefällt. Einige freilich werden aus der Pflicht genommen, andere haben echte Scheidungsgründe und insofern das Recht auf Trennung. Aber die Klage und das ewige Geschrei gegen die Ehe ist Luther nichts als Teufelswerk, festgeschrieben in heidnischen Büchern.
Die Welt sagt von der Ehe: Eine kurze Freude und eine lange Unlust. Aber laß sie sagen, was sie will: was Gott schafft und haben will, das muß ihr ein Spott sein... Es ist ein völlig ander Ding: ehelich sein und (das Wesen des) ehelichen Lebens erkennen. Wer ehelich ist und (das Wesen des) ehelichen Lebens nicht erkennt, der kann nimmermehr ohne Unlust, Mühe und Jammer darinnen leben. Er muß klagen und lästern wie die Heiden und unvernünftigen, blinden Menschen. Wer aber erkennt, der hat ohn Unterlaß Lust, Liebe und Freude drinnen, wie Salomo Spr.18,22 sagt, daß "wer eine Ehefrau gefunden hat, der hat etwas Gutes gefunden" usw. 
So einfach hat sich das Martin Luther vorgestellt. Kein Wunder, könnte man sagen, er hat ja erst einige Jahre später geheiratet.