Früher gab es Rituale für das Sterben, früher war das Sterben Teil des Lebens. Jetzt findet es so abgesondert statt, dass im alltäglichen Leben davon nichts mehr sichtbar wird, Sterben - ein unbekannter Kontinent...
In der Schule bekomme ich konferenzfrei. In der Pause sagt eine Kollegin: Ich habe gehört, deiner Mutter geht es nicht gut. Ich sage: Sie stirbt. Und die Kollegin antwortet: Das hast du vor vierzehn Tagen auch schon gesagt. Alle scheinen zu glauben, das Sterben sei auf einen Moment reduziert, auf den Moment des Todes, und vorher sei alles unbedeutend.
Was ich jetzt erfahre: Das Sterben kann ein Weg sein, und immer mehr wünsche ich, der Tod wäre nur ein Durchgang auf diesem Weg hinaus...
Sonntag 23. November 2014 - 18:00 Uhr
Birgit
Heiderich liest
aus ihrem Roman
"Sterben
hat seine Zeit"
In
ihrem Roman "Sterben hat seine Zeit" setzt sich Birgit
Heiderich mit dem Sterben der Mutter aus Sicht der Tochter
auseinander. Sie wagt es, den Blick nicht abzuwenden, nichts zu
verschleiern, was zu zeigen, zu hören, zu sehen und zu ertragen ist,
wenn ein Mensch - und eine Mutter dazu - langsam stirbt.
"Das
ist ein wunderbares Buch!
Alles
mit dem Körper geschrieben. So wurde das Sterben
noch
nie buchstabiert. Das kann nur die Liebe"
Martin
Walser
Birgit
Heiderich studierte Pädagogik, Theologie und Philosophie und war
Mitglied der legendären Tübinger "Gruppe 547" um Walter
Jens. Sie lebt in Freiburg.