Montag, 1. September 2014

Weltereignis oder Himmelstheater


1414-1418 fand das Konstanzer Konzil statt. Hauptziel dieser Kirchenversammlung war es, das Abendländische Schisma zu beenden, aber nicht nur. Vielmehr feiere ein Weltereignis Geburtstag. Von 2014-2018 wird nun am Bodensee ausgiebig gefeiert: Ausstellungen, Gottesdienste und Theateraufführung erinnern an eine bewegte Zeit, die vor Verurteilung und Hinrichtung nicht zurückschreckte. Jan Hus und Hieronymus von Prag starben als Ketzer, weil die Kirche sich nicht auf Reformen einlassen wollte. Machtwille, Intrigen und viele gute Absichten führten zu diesem Scheitern. Daneben: gute Beobachter und viel Volk, Händler und Statisten. Nicht einfach über dieses Konzil zu schreiben, ein Theaterstück aus diesem Gewirr von Politik, Träumen und Schuld zu dichten. Wie könnte man anfangen? Wie und womit enden? Zwei Autoren haben sich dieser Herausforderung gestellt und lesen demnächst aus ihrem Stück:  
   
FREIBURGER ANDRUCK am 17.09.-20:00 Uhr
KARL-HEINZ OTT UND THERESIA WALSER: 
KONSTANZ AM MEER. EIN HIMMELSTHEATER

"Konstanz 1414. Hintz und Kuntz stehen seit Stunden am Ufer des Bodensees und warten auf das Schiff des Königs das, längst überfällig, im Nebel des Sees nicht auftaucht. Und als der König mit seiner Frau schließlich Konstanz erreicht, müssen nicht nur die stürmischen Wogen der Ehe geglättet werden, sondern auch die zwischen den am Konzil teilnehmenden Ländern. Auch der Papst bleibt davon nicht ausgenommen – und außerdem gibt es da noch dieses brennende Problem mit Jan Hus! Im warmen Wirtshaus macht sich währenddessen Martha Haefelin Hoffnung, vom Treiben des Konzils zu profitieren. Eine Schiffsflotte will sie aufbauen, die von Konstanz bis zum fernen Meer Handel treibt. Konstanz am Meer, diese „intelligent-hintersinnige Gemeinschaftsarbeit“, wie Bettina Schulte in der Badischen Zeitung schreibt, entstand als Auftragswerk zum 600ten Jubiläum des Konstanzer Konzils. Der Theatertext wird vom Autorenduo gelesen". (Ankündigungstext Literaturbüro Freiburg)



KUNTZ  Man hat mir Rede versprochen.
SELMA  Bald ist's so weit, am Ende ist dann jeder
              sich sein eigener Herr, ein jeder macht sich seinen
              eigenen Himmel, sein eignes Paradies, seine eigene
              Hölle und einen Gott, den jeder sich zusammenbastelt, 
              wie's ihm grade passt.
HINZ    Man hat mir Rede versprochen.
KUNTZ Du redest doch die ganze Zeit!

aus: Theresia Walser, Karl-Heinz Ott, Konstanz am Meer. Ein Himmelstheater, Klöpfer&Meyer Verlag, 2014, S. 99.