Heimkehr von Franz Kafka
Ich bin zurückgekehrt, ich habe den Flur
durchschritten und blicke mich um. Es ist meines Vaters alter Hof. Die
Pfütze in der Mitte. Altes, unbrauchbares Gerät, ineinander verfahren,
verstellt den Weg zur Bodentreppe. Die Katze lauert auf dem Geländer.
Ein zerrissenes Tuch, einmal im Spiel um eine Stange gewunden, hebt sich
im Wind. Ich bin angekommen. Wer wird mich empfangen? Wer wartet hinter
der Tür der Küche? Rauch kommt aus dem Schornstein, der Kaffee zum
Abendessen wird gekocht. Ist dir heimlich, fühlst du dich zu Hause? Ich
weiß es nicht, ich bin sehr unsicher. Meines Vaters Haus ist es, aber
kalt steht Stück neben Stück, als wäre jedes mit seinen eigenen
Angelegenheiten beschäftigt, die ich teils vergessen habe, teils niemals
kannte. Was kann ich ihnen nützen, was bin ich ihnen und sei ich auch
des Vaters, des alten Landwirts Sohn. Und ich wage nicht an die
Küchentür zu klopfen, nur von der Ferne horche ich, nur von der Ferne
horche ich stehend, nicht so, dass ich als Horcher überrascht werden
könnte. Und weil ich von der Ferne horche, erhorche ich nichts, nur
einen leichten Uhrenschlag höre ich oder glaube ihn vielleicht nur zu
hören, herüber aus den Kindertagen. Was sonst in der Küche geschieht,
ist das Geheimnis der dort Sitzenden, das sie vor mir wahren. Je länger
man vor der Tür zögert, desto fremder wird man. Wie wäre es, wenn jetzt
jemand die Tür öffnete und mich etwas fragte. Wäre ich dann nicht selbst
wie einer, der sein Geheimnis wahren will.
Schwer ist es fortzugehen für einen, der fremd ist in der eigenen Familie.
Unmöglich ist es heimzukehren, wenn man nicht fortgeht.
Franz Kafka wurde am 3. Juli 1883 in Prag geboren. Für mich wird er mit jedem Text, den ich von ihm lese wiedergeboren.