Da mir das Fasten so bitter wurde, im Heidelberger Katechismus aber Fasten und Beten ausdrücklich als heilige und nützliche Werke genannt werden, wende ich mich nun wieder verstärkt dem Gebet zu. Ich erinnere mich gern an die Worte Luthers Über das Gebet:
Lieber Meister Peter, ich gebs euch so gut, als ichs habe, und wie ich selber mich mit Beten halte. Unser Herr Gott gebs euch und jedermann besser zu machen. Amen. Wenn ich fühle, daß ich durch fremde Geschäfte oder Gedanken bin kalt und unlustig zu beten geworden ... nehme ich mein Psälterlein, laufe in die Kammer oder, so es der Tag und Zeit ist, in die Kirche zum Haufen und hebe an, die zehn Gebote, den Glauben und, darnach ich Zeit habe, etliche Sprüche Christi, Pauli mündlich bei mir zu sprechen, allerdings wie die Kinder tun. Darum ists gut, daß man frühmorgens lasse das Gebet das erste und des Abends das letzte Werk sein, und hüte sich mit Fleiß vor diesen falschen, betrüglichen Gedanken, die das sagen: Harre ein wenig, in einer Stunde will ich beten, ich muss dies oder das zuvor fertigen; denn mit solchen Gedanken kommt man vom Gebet in die Geschäfte, die halten und umfangen dann einen, daß aus dem Gebet des Tages nichts wird ...
Wie fremd einem Luther oft bleibt. Wer will ihm hierin folgen? Gleich morgens auswendig Gelerntes vor sich hinplappern, abends damit enden. Ist das schon besser als nichts? Aber die Formulierung geht mir nach: wie Kinder tun. Ich bemerke überhaupt, dass ich bete wie Kinder es tun. Ich plappere einfach Alles in SEINE Richtung, und ich lese auch wie Kinder es tun. Heute früh wurde ich daran erinnerte, als ein Kinderbuchautor auf Deutschlandradio Kultur erzählte, wie ein Kind ihm schrieb: "ich habe das Buch jetzt zwölfmal gelesen und jedes Mal hoffe ich bis zum Schluss, dass es gut ausgeht". Hoffnung wider besseres Wissen ist Ausdruck kindlichen Vertrauens, aber es ist auch eine herangereifte Form des Widerstandes, den ich nicht bereit bin aufzugeben. Ich hoffe auf den guten Ausgang. Ich hoffe jeden Tag auf Wunder. Und übrigens treffe ich auch jeden Tag auf Wunder. Kleine, die sich den großen Rückschlägen entgegenstellen. Ohne Hoffnung, ganz ehrlich, würde ich mir nicht die Mühe machen. Ich würde nicht aufstehen, ich würde nicht jeden Tag bis zur Erschöpfung arbeiten, ich würde weder für mich noch für dich schreiben. Für niemanden.