Schon vor vielen Jahren wollte ich Jacob Böhme lesen, doch bis jetzt kam es nicht dazu. Anfänge gab es schon. Der Trailer (s.u.) hat mich wieder daran erinnert und mehr noch - er hat durch seine besondere Art etwas Inspirierendes. Hab mir heute den ganzen Film bestellt und mit der Lektüre von Aurora begonnen. Einige Zitate werden wieder als Brosamen aus dem Buch fallen:
aus der Vorrede:
14. Nun gleichwie in der Natur Gutes und Böses quillet, herrschet und ist, also auch im Menschen. Der Mensch aber ist Gottes Kind, den er aus dem besten Kern der Natur gemacht hat, zu herrschen in dem Guten und zu überwinden das Böse. Ob ihm gleich das Böse anhanget, gleichwie in der Natur das Böse am Guten hanget, so kann er doch das Böse überwinden. So er seinen Geist in Gott erhebet, so quillet in ihm der Heilige Geist und hilft ihm siegen.
96. Es ist aber der Geist des Menschen nicht allein aus den Sternen und Elementen herkommen, sondern es ist auch ein Funke aus dem Licht und Kraft Gottes darinnen verborgen. Es ist nicht ein leer Wort, das in Genesis (1,21) stehet, Gott schuf den Menschen ihm zum Bilde, ja zum Bilde Gottes schuf er ihn; denn es hat eben den Verstand, daß er aus dem ganzen Wesen der Gottheit ist gemacht worden.
97. Der Leib ist aus den Elementen, darum muß er auch elementische Speise haben. Die Seele hat ihren Ursprung nicht allein vom Leibe. Und ob sie gleich in dem Leibe entstehet und ihr erster Anfang der Leib ist, so hat sie doch ihren Quell auch von außen in sich durch die Luft; auch so herrschet darinnen der Hl. Geist nach Art und Weise wie er alles erfüllet und wie in Gott alles ist und Gott selber alles ist.
98. Darum, weil der Hl. Geist in der Seelen kreatürlich ist als der Seelen Eigentum, so forschet sie bis in die Gottheit auch in der Natur; denn sie hat aus dem Wesen der ganzen Gottheit ihren Quell und Herkommen. Wenn sie vom Hl. Geiste angezündet wird, so siehet sie, was Gott ihr Vater machet, gleichwie ein Sohn im Hause wohl siehet, was der Vater machet. Sie ist ein Glied oder Kind in des himmlischen Vaters Hause.
99. Gleichwie das Auge des Menschen siehet bis in das Gestirne, daraus es seinen anfänglichen Ursprung hat, also auch die Seele siehet bis in das göttliche Wesen, darinnen sie lebet.
3. Denn die Sanftmut in der Natur ist eine stille Ruhe, aber die Grimmigkeit in allen Kräften machet alles beweglich, laufend und rennend, dazu gebärend. Denn die treibenden Qualitäten bringen Lust in alle Kreaturen zum Bösen und zum Guten, daß sich alles untereinander begehret, vermischet, zunimmt, abnimmt, schön wird, verdirbet, liebet, feindet.
aus dem 3. Kapitel:
15.Der Sohn aber ist das Herze in dem Vater. Alle Kräfte, die in dem Vater sind, die sind des Vaters Eigentum, und der Sohn ist das Herze oder der Kern in allen Kräften in dem ganzen Vater. Er ist aber die Ursache der quellenden Freuden in allen Kräften in dem ganzen Vater. Von dem Sohn, der da ist des Vaters Herze in allen seinen Kräften, steiget auf die ewige himmlische Freude und quillet in allen Kräften des Vaters. Eine solche Freude, die kein Auge gesehen und kein Ohr gehöret hat und in keines Menschen Herze nie gestiegen ist, wie St. Paulus saget 1.Kor 2,9.
37. Ihr saget, es sei ein einig Wesen in Gott; Gott habe keinen Sohn. Nun tue die Augen auf und siehe dich selber an: Ein Mensch ist nach dem Gleichnis und aus der Kraft Gottes in seiner Dreiheit gemacht. Schaue deinen inwendigen Menschen an, so wirst du das hell und rein sehen, so du nicht ein Narr und unvernünftig Tier bist. So merke: In deinem Herzen, Adern und Hirne hast du deinen Geist. Alle die Kraft, die sich in deinem Herzen, Adern und Hirne beweget, darinne dein Leben stehet, bedeutet Gott den Vater. Aus derselben Kraft empöret sich dein Licht, daß du in derselben Kraft siehest, verstehest und weißt, was du tun sollst; denn dasselbe Licht schimmert in deinem ganzen Leibe und beweget sich der ganze Leib in Kraft und Erkenntnis des Lichtes, das bedeutet Gott, den Sohn. Denn gleichwie der Vater den Sohn aus seiner Kraft gebäret und der Sohn leuchtet in dem ganzen Vater, also auch gebäret die Kraft deines Herzens, deiner Adern und deines Hirnes ein Licht, das leuchtet in allen deinen Kräften, in deinem ganzen Leibe. Tue die Augen deines Gemütes auf und denke ihm nach, so wirst du es also finden.
aus: Jacob Böhme, Aurora oder Morgenröte im Aufgang, 1612.